Freitag, 29. November 2019

Rap-Rebellen: World HipHop Band Zweierpasch veröffentlicht "Un peu d'Amour"



Nach zwei Jahren Arbeit am Album ist es soweit: Zweierpach veröffentlichen heute ihr bisher aufwendigstes Album: "Un peu d'Amour". Die acht Musiker aus Freiburg, Straßburg und Offenbach präsentieren die Scheibe heute Abend im Jazzhaus Freiburg. Morgen im Grillen in Colmar.


Poetisch, politisch, polyphon: Mit ihrem rebellischen World HipHop touren Zweierpasch durch die Welt. 2018 haben die Freiburg-Straßburger in Paris den renommierten Adenauer-de-Gaulle-Preis bekommen. Nach Auftritten auf drei Kontinenten steht ihr viertes Studioalbum "Un peu d'Amour" (VÖ: 29.11.19) in den Startlöchern. 



Felix & Till Neumann
Die Zwillingsbrüder Felix und Till Neumann (35) stehen für Texte mit Tiefgang, verbinden Wortakrobatik und Widerstand. Sie drehen in den Schützengräben des 1. Weltkriegs, wettern gegen das AKW Fessenheim und mischen bei Anti-Waffenexport-Demos mit. Begleitet werden sie von fünf Musikern, die Zweierpasch-Shows zum virtuosen Spektakel machen: Deutsch-französischer Rap trifft auf souligen Gesang, Reggaerhythmen auf funkige Bläser, rockige Riffs auf flüsternde Melodien. So begeistert die Band auf Festivals in Westafrika, als Voract von Nico Santos oder als Ehrengäste von Merkel und Macron.



Ihr Album klingt so international wie abwechslungsreich: Das urban-poppige "Lichter" bringt melancholische Poesie für magische Momente mit Gastsänger Kenny Joyner (FatCat). "Clandestino" ist ein Latino-HipHop-Hybrid mit dem chilenischen Sänger Tátan Gonzáles Luis (El Flecha Negra), der Dancefloor mit Gesellschaftskritik verschmelzen lässt. Das reggaelastige „Globetrotter" lädt zur Reise durch die Sahara ein. Gastrapper Master Soumy, Superstar seiner westafrikanischen Heimat Mali, gibt sich mit Zweierpasch die Klinke in die Hand. Ein Track, den die drei bei sengender Hitze in einem schmalen Stocherkahn auf dem Niger-Fluss geschrieben haben. Nicht nur Soumy bringt
da auf der Landessprache Bambara eine weitere Farbe ins Prisma.

 “A ni Sogoma”, rappen die Zwillinge “Guten Morgen” auf Bambara).


Wem es in Musikwelten an politischen Künstlern fehlt, der wird auf „Un peu d'Amour" fündig: Zweierpasch wagen sich an große Fragen unserer Zeit und finden die Balance zwischen kritisch und konstruktiv, plastisch und plakativ. Der Song "Panzer Politik Poesie" ist ein bleischweres Statement zu Rüstungsindustrie, Waffengewalt und Hinterzimmerpolitik: „Bang Bang Bang, alle 14 Minuten", heißt es da. Genauso oft stirbt ein Mensch durch eine deutsche Waffe. Ein Hauch von Rebellion brettert in "Vent de Révolte" durch die Lautsprecher.

Die Zwillingsbrüder, die gerade erst mit ihrer fillthebottle-Aktion bundesweit Furore gemacht haben, besingen den rauen Wind in den Gassen Europas. In Zeiten von Gelbwesten, Hambacher Forst und radikalem Rechtsruck zeigen sie Kante. Ein Aufruf zur Rebellion? Ja, zur friedlichen. „Unsere Schläge Vorschläge, Trampelpfade KingKong“, rappen sie im Song, der in Marseille vor brennenden Schulbarrikaden entstanden ist.
Auf „Plastique de Reve" vertonen die sieben Musiker den verhängnisvollen Weg einer knallbunten Plastiktüte vom Supermarktregal in die Nahrungskette. Ein Klagelied zum blinden Konsumrausch, aufgebrochen von der samtweichen Stimme des Stefan Harth. Der Zweierpasch-Sänger und Gitarrist verzaubert auch live immer wieder mit Gänsehaut-Einlagen und virtuosem Spiel.

Un peu d’Amour ist ein Spiegel unseres Zeitgeschehens. So verknüpfen Zweierpasch ihre hochpolitischen Botschaften mit Statements aus Vergangenheit und Gegenwart. Neben Greta Thunberg kommt der französischen Schriftsteller und Politiker André Malraux mit bedeutungsschweren Worten zum Widerstand der französischen Résistance gegen Nazideutschland zu Wort. Atom-Versprechen von Francois Hollande finden ebenso ihren Platz wie kurze Zitate aus einschlägigen Filmen.


Tiefschürfend wird es im metaphorischen „Meilensteine“, veredelt von zwei Streicherinnen des Freiburger Symphonieorchesters. Ein Track mit Gänsehautgarantie, den Zweierpasch auch ihrem Nachwuchs widmen. Drei der sieben Musiker sind bereits Väter. Die zwei Frontmänner erwarten Anfang kommendes Jahres beide ein Baby. Auch da zeigt sich: Die beiden eineiigen Zwillinge bewegen sich im besten Sinne in Paralleluniversen.

Zweierpasch Band
So ist ihre Platte geprägt von einer doppelten Einheit. Zwei mal Zwei macht Eins, sagen Zweierpasch. Soll heißen: On est plus fort ensemble, gemeinsam sind wir stark.
Zweierpasch liefern auf 13 Tracks (14 auf der Doppel-Vinyl) intime Einblicke in das, was sie bewegt. Und das sind immer wieder die großen Themen unserer Zeit. Dabei verfallen sie nicht in Pauschalurteile, sondern packen sie in poetische Geschichten. Ihre Lösung? Un peu d’Amour, ein bisschen Liebe. Ein Aufruf zu mehr Empathie in kriegerischen Zeiten, in denen Europa unzählige Menschen im Meer ertrinken lässt. Ein bisschen mehr Liebe wäre da vielleicht schon genug.


Genre: World HipHop

Releasedate: 29.11.2019

Label: Jazzhaus Records

Vertrieb: The Orchard/Inakustik


Release Konzert 1: Freitag, 29. November, Jazzhaus Freiburg
Release Konzert 2: Samstag, 30. November, Le Grillen Colmar

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