Montag, 14. Mai 2018

"Unfassbar": Polizei stoppt Zweierpasch


Stiller Protest: Zweierpasch beim Lil Pow Wow Festival im Café Pow

Drei Mal Polizeibesuch in acht Tagen - das ist die traurige Zwischenbilanz der #LichterTour von Zweierpasch. In Marseille war bei einer Blockparty nach eineinhalb Tracks Schluss. Auf dem Platz der Alten Synagoge in Freiburg wurde die Lautstärke bei einer kuriosen Aktion empfindlich runtergedreht. Und beim Lil Pow Wow Festival im Freiburger Café Pow war um 22.30 Uhr abrupt Sense.
Zweierpasch zu Echo-Skandal

"Das ist wirklich unfassbar, gleich drei Mal Polizei", wundert sich Rapper Till Neumann. Mit seiner World-HipHop-Band erlebt er gerade nervenaufreibende Zeiten. Die lyrischen Grenzgänger sind zwar dafür bekannt, sprachlich und geografisch Mauern einzureißen, nicht jedoch für textliche oder musikalische Grenzüberschreitungen à la Echo-Skandal, wie zuletzt auch Frontmann Felix im Interview gegenüber der Kehler Zeitung darlegte.


Die Blaulicht-Tage haben drei Kapitel: Auftakt ist eine Blockparty beim Festival HipHop Society in Marseille am 4. Mai. Dort schreitet die Gendarmerie nach eineinhalb Tracks ein, obwohl die Musik alles andere als ohrenbetäubend laut ist. "Kann vorkommen, dachten wir uns", berichtet Rapper Till Neumann. Das Konzert konnte schließlich Stunden später in einem Klosterhof fortgesetzt werden. Doch damit nicht genug.

Am Mittwoch, 9. Mai, spielten Zweierpasch im Herzen Freiburgs: Beim Tag der Pflege waren sie auf dem Platz der Alten Synagoge zu sehen. Vereinbarte Schallgrenze: 75 Dezibel. Der Veranstalter maß diese penibel und blieb drunter. Dennoch rückte das Ordnungsamt an und ließ den Sound weiter runterregeln. Mit der Begründung, dass sich Polizisten im Revier Nord (etwa 150 Meter entfernt) in einer Besprechung befänden und Ruhe benötigten. "Für uns ist das Einschreiten nicht nachvollziehbar, wenn ja vorher alles mit dem Rathaus abgesprochen worden war", sagt Felix Neumann.

Sein Bruder Till scherzte daraufhin am Morgen des vergangenen Samstags (12. Mai): "Heute Abend kommen sicher wieder unsere Fans in Uniform." Was ironisch gemeint war, bewahrheitete sich nur Stunden später: Das Open-Air-Konzert beim Lil Pow Wow Festival im Freiburger Café Pow bekam gegen 22.30 Uhr Besuch. Zweierpasch standen gerade auf der Bühne und näherten sich der Mitte ihres einstündigen Sets. "Es war zum Lachen und Weinen", sagt Felix. "Darf man hier denn gar nicht mehr feiern?", ergänzt Till.

Als Zeichen des stillen Protests zündeten die sechs Zweierpasch-Musik mit dem Publikum 120 Wunderkerzen an. Der funkelnde Abschluss einer wundersamen Woche.

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