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Fordern eine Radio-Quote wie in Frankreich: Felix und Till von Zweierpasch Foto Renaud Menoud |
Nur 3 Prozent deutschsprachige Songs laufen in deutschen Privatradios. 10 Prozent sind es im öffentlich-rechtlichen. Tendenz sinkend. Das hat die Gema ermittelt. "Ein Drama, das muss sich ändern", fordern Felix und Till von der deutsch-französischen HipHop Band Zweierpasch. Sie touren seit über 10 Jahren um den Globus - und finden kaum auf deutschen Sendern statt. Die Grenzgänger wünschen sich mehr Vielfalt - und finden: Frankreich ist Vorbild. Ihr Wunsch: eine Radio-Quote wie in der Grande Nation.
Braucht es eine Quote für deutsche Musik im Radio wie in Frankreich?
Felix: Die
deutsche Radiolandschaft begeistert mich mit Blick auf ihr
Musikprogramm nicht. Ich höre das mit dem Ohr eines Musikers, der nicht
englischsprachigen Sound macht. Eine Quote für deutschsprachige Songs
unterstütze ich zu 100%. Das zwingt die Big Player zu mehr Vielfalt. Und
bringt deutschen Künstlern mehr Tantiemen. Frankreich ist dafür ein
starkes Vorbild. Im übrigen höre ich zu 80 % französisches Radio und nur
zu 20 % deutsche Sender.
Till: Na klar braucht es die Quote. 3 Prozent sind lächerlich. Ist die Musik hier so schlecht? Nein. Gibt es so wenig spannende Acts? Nein. Wollen Hörer*innen nur US-Sound? Nein. Frankreich zeigt seit 1994 mit einer Quote, dass es anders geht. Dort müssen mindestens 40 Prozent französischsprachige Songs laufen. Top. Und immer noch genügend Platz für Taylor, Beyoncé und Kendrik.
Wie erklärt ihr euch das Schlamassel?
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Live: Zweierpasch beim ESC Basel |
Was würde eine Quote ändern?
Felix: Kurz
gesagt sehr vieles, wie oben beschrieben: die Verteilung der Gelder für
Radioairplays, die nicht unbedeutend sind, die Wahrnehmung von Musik
bei Hörern und Hörerinnen, und in Folge dann auch die Chancen für
Liveauftritte. Radios sind wichtige Angelpunkte in der Musikwirtschaft.
Ich kenne viele Musikerkolleg:innen, die sich in Deutschland andere
Programme in Sendern wünschen.
Till: Mehr Reichweite, mehr Sichtbarkeit, mein Income, mehr Chancen, von der Musik zu leben, eine buntere Szene mit deutschsprachigen Songs. Ein Blick nach Freiburg reicht: Auch hier gibt es verschwindend wenig Artists, die auf deutsch Texten. Wir sehen es bei unseren Touren in Frankreich: Musik hat da einen anderen Stellenwert. Mehr Wertschätzung, mehr Support, bessere Säle. Wollen wir das auch? Oui, bien sûr.
Felix: Für
meine Band Zweierpasch sind Radio Airplays auf großen Sendern ein
erklärtes Ziel, das aber nur schwer zu erreichen ist. Wir machen uns
davon nicht abhängig, aber es ist sowohl finanziell interessant als auch
ein Medium um Menschen zu erreichen, denen deine Musik gefallen könnte.
Was im Radio läuft ist wichtig. Deswegen willst du als Band da rein.
HipHop und auch Reggae werden in Deutschland als Sparten geführt, die so
gut wie nicht gespielt werden. Weder Curse noch Gentleman laufen hier,
um zwei prominente Beispiele zu nennen. In Frankreich ist das anders.
Till: Unabhängig von der Reichweite: Plays im öffentlich-rechtlichen Radio bringen gutes Geld. Von was leben wir Künstler*innen? Spotify-Streams bringen uns fast nix: Pro Stream gibt's ca 0,3 Cent. Der beste Hebel sind Gagen für Shows und Projekte. Plus die Gema und Merch. Aber man muss nicht drum rumreden: Acts wie wir balancieren finanziell auf sehr dünnem Eis.
Was könnte noch helfen deutsche Musik zu pushen?
Till: Wir sagen es immer wieder: Frankreich hat eine tolle Formel, um Artists zu untersützen. Wer Profi-Künstler ist, wird "Intermittent de spectacle", bekommt in Phasen, in denen er nichts verdient, finanzielle Unterstützung vom Staat. Also bei Probewochen, oder der Produktion von Alben. Das braucht Deutschland auch. Wie viele Stunden wir wöchentlich in unsere Band investieren für überschaubares Geld - das glaubt uns kaum einer, der es nicht selbst macht.
Lesetipp: Till hat in seinem Job als chilli-Redakteur Freiburger Stimmen gesammelt zu einer Quote. Mit dabei: Sein Bruder Felix, Rapper Chabezo, Songwriterin Laura Braun und Songwriter Niklas Bastian äußern sich zur Lage: "Bewusstsein erhöhen"
Follow: linktr.ee/zweierpasch
In Frankreich gibt es schon längere zeit und es hat ein mega Schub für die Künstler:innen aus Frankreich gegeben.
AntwortenLöschenYes, genauso ist es. Die Tatsache ist im Interview auch erwähnt. Deutschland hat hier Nachholbedarf ! Thx Franck
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