Arne Braun, Staatsekretär für Kunst und Kultur zu Besuch in Kehl. Im Rahmen seiner Tour de Länd trifft er ausgewählte Kulturschaffende im Ländlichen Raum aus Baden-Württemberg. Seine Wahl fiel dabei auf die HipHop Band Zweierpasch, die in elf Jahren hunderte Bühnen in Deutschland, Frankreich und weit darüber hinaus bespielt hat. "Wir sind doppelt verortet: im ländlichen Raum Ortenau, aber auch in Freiburg und Strasbourg. Das sind zwei völlig verschiedene Welten für Musiker", so Felix Neumann, Frontmann bei Zweierpasch, die aus sechs Musikern besteht. Seit neun Jahren wohnt und wirkt er in Kehl und tourt von da aus durch die Welt.
Zweierpasch wurden 2018 in Paris für ihre grenzüberschreitende Kulturtätigkeit und Musik mit dem hochdotierten Adenauer de Gaulle Preis ausgezeichnet . Erst vor wenigen Tagen wurden sie durch den französischen Premierminister Gabriel Attal zum Ritter geschlagen. Die Auszeichnung "Chevalier des Palmes Académiques" für die Zwillingsmusiker Till und Felix Neumann wird für besondere Verdienste um die französischen Sprache verliehen. Sie wurde 1808 durch Napoleon eingeführt. "Eine ganz besondere Ehre für uns, und Rückenwind für unsere Tätigkeit als Musiker, die uns uns in manchem Zeiten viel abverlangt, aber das ist so bei einem Traumjob", sagt Rapper Till Neumann, der früher in Strasbourg lebte und nun in Freiburg wohnt. Zweierpasch stehen für einen stiloffenen HipHop mit internationaler Ausrichtung, die Texte sind Deutsch und Französisch.
Die hohe Anerkennung geht auch zurück auf das Konzert in der Straßenbahn Strasbourg Kehl, das Zweierpasch 2023 als Initiatoren auf die Beine gestellt haben. "Ein absolutes Kulturhighlight, das hat es in der Geschichte dieser Tram noch nicht gegeben. Die Nachfrage nach Tickets lag zehnmal höher als die möglichen Plätze, das waren magische Momente auf der Fahrt", so die beiden Musiker. Seit fünf Jahren organisieren sie jährlich den binationalen Songwettbewerb "Ecole du Flow" (dt.: Schule des Flows), bei dem bereits über 5000 junge Menschen aus beiden Ländern mitgemacht haben. Sie schreiben Songs zu Themen wie Rassismus, Krieg und Frieden oder Klimawandel und steigen mit Zweierpasch auf die Bühne in großen Konzertsälen. "Das sind Leuchtturmprojekte, die Lehrpläne an Schulen bestens ergänzen", betonte Arne Braun.
Beim Talk in Kehl führten Zweierpasch Staatssekretär für Kunst und Kultur durch ihr Studio im Kulturhaus, berichteten über ihre Arbeit und Hürden in Förderprogrammen. Die Ortenau wollen sie 2024 beleben mit Black Forest Beat, einem Gipfelkonzert auf der Hornisgrinde mit großem Filmteam. "Wir sind bereits seit Jahresbeginn intensiv am planen, solche Projekte brauchen Energie, Überzeugung und auch Geld", sagt Initiator Felix, dem als Kehler Einwohner die Stadt und Region sehr am Herzen liegt.
Arne Braun zeigt sich beeindruckt von den Aktivitäten der Band: „Mit solchen frischen Ideen und ressortübergreifenden Initiativen mitten drin im realen Leben junger Menschen setzt ihr wichtige Akzente mit denen wir das Popländ Baden-Württemberg gemeinsam zum Strahlen bringen". Er kennt die Zwillingsbrüder auch von den landsweiten Popländ-Kongressen. Sowohl in Mannheim als auch in Freiburg waren die Neumann-Brüder mit dabei und haben in Foren und Workshops mitgewirkt und dabei auch die Ortenau vertreten.
Dem Besuch von Staatssekretär Arne Braun wohnten auch Oberbürgermeister Wolfram Britz und Stefanie Bade, Leiterin des Kulturamts Kehl bei. Sie führten den hochrangigen Gast durchs Kulturhaus, zeigten das Kulturcafe und berichteten über die vielfältigen Angebote in der Stadt. Auch sie benannten die Herausforderungen des Ländlichen Raums, etwa in der Ansprache des jüngeren Publikums oder in der Infrastruktur von Kulturstätten. Oberbürgermeister Wolfram Britz, selbst früher aktiver Musiker, lobte Zweierpasch als Band mit großem Radius. Er unterstrich, dass die Hürden für Kulturförderungen gesenkt werden sollten. Als Stadt wolle man, dass Kulturschaffende Mittel akquirieren und die Kulturlandschaft beleben.
Felix Neumann zeigte sich dankbar, dass er im Kulturhaus sein Studio betreiben darf und dabei auch städtische Unterstützung erfuhr. Arne Braun lobte in abschließender gemeinsamer Runde im Foyer des Kulturhauses die Vielfalt der kulturellen Angebote in Kehl. Er lädt zum kommenden Popländ Kongress in Stuttgart am 17. Mai ein. Felix Neumann unterstrich, dass er ein Networkingevent für Musiker der Ortenau begrüßen würde, hier liege Potential brach. "Bands orientieren sich schnell in Großstädte, wenn die Karriere startet. Alles was kleiner ist als Freiburg ist ländlicher Raum", so der Berufsmusiker.
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