Freitag, 20. November 2020

Ortenauer Kulturschaffende im Krisentalk mit Staatssekretärin Olschowski

Ortenauer Kreativwirtschaft mit MdL Sandra Boser und Petra Olschowski

Kulturschaffende aus der Ortenau haben auf Einladung der baden-württembergischen Landtagsabgeordneten Sandra Boser (Grüne/Ortenau) mit der Staatssekretärin für Kunst und Kultur Petra Olschowski diskutiert. Im Fokus stand die coronabedingte Kulturkrise und Forderungen der Vertreter*innen zu Coronahilfen, Wiederaufnahme des Spielbetriebs und Wertschätzung für Künstler*innen und Veranstalter.

Als Vertreter des Musikerberufs sprach Felix Neumann, Gründer der preisgekrönten HipHop-Band Zweierpasch. Er zeigte in seinem Statement zum Auftakt des Talks anhand der Band-Jahresumsätze 2019 und 2020 das Ausmaß der Krise. Dabei wies er auf die unrhythmischen Verdienstmöglichkeiten seiner Band hin. In Phasen der Albumproduktion seien diese sehr gering, anschließende Tourneen schafften einen Ausgleich für fünfstellige Investments. 

Zweierpasch live in Deutschland, Frankreich und Westafrika
So traf es Zweierpasch just vor Tourstart im Frühjahr 2020 mit der coronageschuldeten Absagewelle. Die achtköpfige Band blieb auf 30.000€ Albumkosten sitzen. Coronahilfen erreichten sie nicht. Während sie für die Coronasoforthilfe des Landes BW aus den Kriterien fielen, wurden sie bei der Initiative Musik lediglich aufgrund zu vieler Anfragen aussortiert. "Für uns war das ein Schock, wir schieben seit Jahren zu zweit als Bandmanager jeweils 38h-Wochen nur für die Musik. Aufgrund unserer paralleler Teilzeitjobs gelten wir jedoch nicht als Künstler", so Felix Neumann gegenüber Petra Olschowski.

In der Gesprächsrunde waren Akteure der Veranstaltungstechnik (Jürgen Wussler), der Theaterbranche (Edzard Schoppmann / Theater Baal, William Sanchez / Szene2), des Kunstsgewerbes (Galerie Linda Treiber), der Schriftsteller Jose Oliver, der Kulturnetworker Uwe Baumann, der DJ Walter Holtfoth und der Rockwertstatt e.V. Lahr (Heiko Dorow, Wolfgang Richter) vertreten.

Einig war sich die Runde über die notwendige Weiterentwicklung der gesellschaftlichen Wertschätzung und Honorierung von Kulturangeboten. "Zuschauer*innen sollten Livestream-Veranstaltungen mit finanziellen Beträgen untersützen, und diese nicht als selbstverständlich kostenlos erachten", so die Kulturstaatssekretärin Olschowski. Sie nahm sich für alle Anliegen Zeit, griff sie in Rückmeldungen auf und zeigte ihren hohen Einsatz für die Szene. 

                                                                Zweierpasch - Lichter (Corona Session)

Auf Einladung von Sandra Boser, die sich als Bildungspolitikerin auch dem politischen Kultursupport verschrieben hat, präsentierte Olschowski erste Ergebnisse aus dem mehrjährigen "Dialog | Kulturpolitik für die Zukunft". Für diesen wurden über 1200 Akteure aus Kunst und Kultur partizipativ eingebunden und nach ihren politischen Forderungen gefragt. Die Runde war sich einig, dass gerade in Krisenzeiten der direkte Dialog mit der Politik unerlässlich sei. Petra Olschowski handelt derzeit mit die Kriterien für weitere Coronahilfen aus. Sie versprach: "Wir wissen wie hart es sie trifft und möchten unser Möglichstes dafür tun, Baden-Württemberg als Kulturland in seiner Vielfalt zu erhalten".

>> Badische Zeitung: Ortenauer Kulturschaffende wollen wieder Kontakt zu Publikum (23.11.20)

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